6. Der Bruderkrieg

Nach dem großen Krieg gegen den Waldfürsten stand das Land ohne rechtmäßigen Herrscher da. Der Falgath war tot, seine Nachfolge ungeklärt. Da sein Nachfolger stets inkognito aufwächst und seine Identität nur dem Pretor bekannt ist, hätte er ihn nun eigentlich benennen und zum Falgathen krönen müssen. Leider liegt der Pretor aus unbekannter Ursache seit dem Jüngsten Krieg im Fieberwahn – seine Funktion hatte derweil der Oberste der Flamme der Läuterung, der Kharad, übernommen. Da er damit auch als Interimsherrscher den Falgathen vertrat, befand sich alle weltliche und geistliche Macht in Danglar nun in den Händen eines Mannes – des Kharad.

Um die Ordnung aufrecht zu erhalten, hatte der Kharad eigene Haustruppen, die Kharator, ausgehoben. Sie ware schlecht ausgebildet, aber zahlreich und fanatisch. Vom Volk wurden sie aufgrund ihrer mangelnden Disziplin und ihrer teilweise unangemessenen Brutalität mit wachsendem Misstrauen und Angst angesehen. Speziell die Magier sahen sich zunehmenden Repressalien ausgesetzt, und die Schlote in den Häusern der Läuterung qualmten mehr und mehr – ein Grund dafür mochte auch sein, dass die Magier vom Weg des Grauen Löwen nicht völlig ausgelöscht wurden, sondern ihre Reihen in den letzten Jahren noch verstärken konnten.

Der Rest des Ordens war geschwächt und konnte daher dieser Entwicklung kaum entgegenwirken. Vereinzelt war es schon zu Widerstandsaktionen und Auseinandersetzungen gekommen, dennoch wagt bisher keine der beiden Seiten die offene Konfrontation. Ein Bruderkrieg im Orden wäre die nahezu sofortige Folge.

Das Ende des Jüngsten Krieges hatte Danglar den Frieden bringen sollen – gebracht hatte es aber nur eine unsichere Ruhe, die jederzeit in einen Sturm umschlagen konnte.

Und der Sturm kam. Immer mehr Beweise fanden sich, dass der Kharad unheilige Dinge bauen ließ, Maschinen, angetrieben durch Essenz des Waldfürsten und kontrolliert durch die Asche des Kracgoj. Das konnte der Orden nicht tolerieren, und so verkündeten die Oradin und die Preardin die Entglaubung des Kharads und all seiner Khardin, die ihm auf den falschen Pfaden folgten. Die Reaktion der Khardin ließ nicht lange auf sich warten, ihrerseits riefen die Khardin die Exkommunikation des Alten Ordens aus – und der Bürgerkrieg begann.

Nach Jahren des Kämpfens sollte sich wieder in Mittweg das Schicksal Danglars entscheiden. Unweit des Ortes, an dem einst Kracgoj und der Missionar gefallen war, hatte sich der Kharad in einer gigantischen Maschine barrikadiert und erwartete seine Gegner. Diesmal war es aber keine Schlacht, die die Entscheidung brachte, sondern die Kraft des Geistes – der Kharad selbst konnte letztendlich überzeugt werden, dass sein Handeln falsch war, sein Weg beendet werden musste, und ließ es zu, dass sein Leben beendet wurde.