3. Die Yrch und die Entstehung der Rotwehr

Während der Erbauer das Reich neu aufbaute und der Waldfürst den schweren Schlag erst verkraften mußte, zog eine neue Gefahr von Südwesten her in das Reich. Die Yrch vermehrten sich in den leeren und friedlichen Wäldern ohne Maß, und das Volk hatte ihnen wenig entgegenzusetzen. Trotzdem wäre die Katastrophe vermeidbar gewesen, hätten die Schamanen der Yrch vor etwa 800 Jahren nicht einen Brocken eines ganz speziellen Metalls gefunden, das über ungeahnte magische Kraft verfügte.

Die Schamanen einten die zahlreich, zerstrittenen Orks zu einer gewaltigen Armee. Zudem beschworen sie mit dem Metall eine kleine Schar recht mächtiger Feuer- und Todesdämonen. Unter den mächtigen Schamanen geeint, unterstützt von den grausamen Dämonen, zog das Heer der Orks über das Land, plündernd und brandschatzend. Die Heere des Erbauers, noch unter dem Fürsten, zogen ihnen entgegen. Im Südwesten des Landes, auf den Feldern von Kell’n-Ann-Rhe’arr, nördlich des Roten Waldes, trafen die Heere aufeinander.

Eine gewaltige Schlacht entbrannte. Die Truppen des Erbauers kämpften tapfer, aber gegen die Dämonen mußten sie versagen, und obwohl sie erst gegen eine der beiden Armeen der Orks kämpften, neigte sich die Schlacht zu ihren Ungunsten. Die Wende kam erst, als der Großteil der Truppen bereits vernichtet war. Eine kleine Schar menschlicher Assassinen schaffte es, die Schamanen der Orks anzugreifen und bis auf einige wenige zu töten. Die Dämonen entglitten der Kontrolle der Orks und wandten sich gegen alles, was in ihrer Nähe war – hauptsächlich Orks. Sie vernichteten das gesamte Erste Orkheer, bevor sie sich wieder auf die Menschen stürzten.

Mit Hilfe der Kraft des geraubten magischen Metalls konnten menschliche Magier vom Weg des Roten Löwen die Dämonen bannen und ihr Gefängnis versiegeln, bevor die zweite Armee der Orks heran war. Aus einer Hälfte des Metalls fertigten sie ein Siegel, mit dem die Dämonen eingeschlossen wurden. Aus der anderen Hälfte schmiedeten sie grob und roh ein Schwert, das trotz seiner groben Verarbeitung schreckliche Macht besaß. Solcherart ausgerüstet, stürzte sich der Heerführer der Armee mit seinen Mannen auf die Orks und vernichtete sie bis auf den letzten Mann – fast. Denn einer der Schamanen schaffte es, mit einer Handvoll Orks zu flüchten, und er sollte die Geschichte des Reiches Danglar noch entscheidend beeinflussen.

Die Tausenden Gefallenen wurden am Rande des Schlachtfeldes bestattet. Die Yrch aber wurden gesammelt in einer Grube auf der anderen Seite des Feldes verscharrt. Niemand bemerkte die seltsame Gestalt, die um das Siegel schlich. So wurde vieles, was an jenem Tag geschah, vergessen – aber nicht der Ausspruch eines der Oradin, die an jedem Tage gekämpft hatten: „Noch so ein Sieg, und wir sind verloren.“ Noch heute nennen die Danglar einen Sieg, der einer Niederlage gleicht, einen Kellnan-Sieg.

In jenen Tagen entstand aber auch die Rotwehr. Der Sage nach hatte ein Kontingent einfacher Ordensknechte so wild und gnadenlos gekämpft, das die weißen Waffenröcke der Überlebenden danach von Blut getränkt waren. Ihre Tapferkeit wurde sogar vom Kathulan des Ordens gerühmt, so das der Falghat eine eigene Truppe ins Leben rief, die sich ursprünglich nur der Ausrottung der Yrch widmen sollte. Die Truppe trug im Gedenken an die Schlacht rote Überwürfe: die Rotwehr war geboren. Nach der Schlacht gaben die Yrch eine ganze Weile Ruhe, und das Reich konsolidierte sich weiter. Wenn Menschen aber keinen Feind haben, dann suchen sie sich einen – und der nächste stand schon bereit…