Es war auf einem LARP-Con in irgendeiner Stadt,
ich weiß noch, dass er unverschämt viel Geld gekostet hat.
In Samt, Brokat und Leinen war’n wir Könige der Welt.
Die Leute standen Schlange zur Audienz in unsrem Zelt.

Die Gugel saß, die Bruche auch, die Rüstung war poliert,
wir zeigten allen anderen, wie larpen funktioniert.
Dann kurz nach der Endschlacht, der Sieg war knapp errungen,
hat man uns unversehens zu einer Ansprache gezwungen.

Wir standen hilflos da und das Geheimnis war heraus:
Wir können gar nicht spielen – wir sehen nur gut aus.

Drei lange Sekunden sagte keiner irgendwas,
dann fing der Mob zu rasen an mit fürchterlichem Hass.
Statt Conbestätigungen und Artefakten wie bisher
warfen sie uns Reenactment-Eintrittskarten hinterher.

Wir wurden in den Foren vom Cybermob gejagt,
unsere Drachenfest-Teilnahme wurde plötzlich abgesagt,
das Conquest warf uns raus, dort legt man Wert auf gutes Spiel,
nur in die Katakomben durften wir, doch das heißt ja nicht viel.

Der Meuchler in der Ecke spuckte heftig vor uns aus.
„Ihr könnt ja gar nicht spielen. Ihr seht ja nur gut aus.“

Wir bettelten um Gnade und spendierten reichlich Met,
bis der Meuchler uns erklärte, worum es beim LARPen geht.
Gewandung ist das Letzte, worauf man achten muß,
nur in wirklich mieser Kleidung ist man Schauspiel-Hochgenuss.

Er schenkte uns ein Rüschenhemd, wir sagten uns’ren Dank,
die schwarzen Lederhosen hatten wir zum Glück im Schrank.
Wir kauften einen Rüstungsdeal, der Händler war sehr nett,
und mit zwei langen Schwertern war das Outfit dann komplett.

Früher war’n wir blöde, doch jetzt sind wir fein heraus:
Wir können endlich spielen, denn wir sehen scheiße aus!